Zum Hauptinhalt springen

1961 gründete der große Kärntner Theatermann Herbert Wochinz die Komödienspiele Porcia. Nach Wanderjahren in Wien und Paris, in denen er künstlerische Erfahrungen sammelte, wollte Wochinz in seine Heimat Kärnten zurückkehren. Mit Thomas Bernhard und der bekannten Bühnenbildnerin Annemarie Siller entdeckte er den Hof des Schlosses Porcia und erkannte den Genius loci. Unterstützt von Michael Luptowits und dem Bürgermeister der Stadt Spittal an der Drau, Hans Schober, gelang es ihm, eines der heute renommiertesten Festivals Österreichs zu gründen. Er holte seinen Freund H. C. Artmann als Dramaturgen, Übersetzer und Autor nach Porcia und prägte mit ihm seinen ganz speziellen Porcia-Stil.

Dieser Stil war eine Absage an das Illusionstheater und geprägt von einer Klarheit und Einfachheit einerseits und von Dynamik sowie bewusster Form andererseits, was sich auch in der jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Matthias Kralj und seiner Frau, der Kostümbildnerin Evelyn Frank Kralj widerspiegelte.

„Wir gebrauchten den […] Realismus nur als Zitat. Wir ließen alles weg, das für eine flüssige Spielmöglichkeit und die erzählerische Aussage nicht nötig war. Diese Forderung nach maximaler Knappheit und auch Konzentration kam unseren Möglichkeiten im Hof und auch unserer Freude am Hof idealer Weise entgegen. Wir vermieden einen überbordenden Naturalismus, denn wir bekannten uns dazu, dass Ausführlichkeit nicht Sache des Theaters ist. Auch Formalismus und jede Form von Verspieltheit war nicht unsere Sache, denn Wochinz‘ Zugang zur Komödie hatte immer Kraft und Gewicht (er nannte es ‚punch‘), wobei es ihm trotzdem immer gelang, auf höherer Ebene eine besondere Leichtigkeit zu erreichen.“[1]          
(Matthias Kralj) 

Die Bühnenbauten waren demnach auf das Wesentliche reduziert und die Charakteristika der Stücke sollte primär durch die Schauspieler vermittelt werden. Wochinz vertraute ganz und gar in das Können seiner Komödianten, was diesen einiges abverlangte, aber auch große Freiheiten mit sich brachte. So musste ein Porcia-Komödiant zu Probenbeginn seine Rolle auswendig kennen, sodass sofort mit der szenischen Ausgestaltung begonnen werden konnte. Auch hier unterstützen die historisch richtigen Kostüme von Evelyn Frank Kralj und die präzise Sprache von H.C. Artmann die Gewichtung der SchauspielerInnen und ihrer Sprache den Stil von Porcia.

„Der Porcia-Komödiant kennt bei Probenbeginn seine Rolle und beginnt sofort mit der szenischen Ausgestaltung der Figur. Ich war und bin auch heute noch davon überzeugt, dass nur eine kurz bemessene Probenzeit den Künstler animieren und fordern kann. Wir stellten in nur 14 Tagen Probezeit Komödien auf die Bühne, und es konnte auch vorkommen, dass ein Schauspieler in 6 Wochen drei Hauptrollen studierte. So war es bei Molière und so war es in Porcia.“[2]

Mit seinem engen Freund H.C. Artmann, dem Mitbegründer der „Porciadramaturgie“, machte Wochinz romanische Komödien, und natürlich speziell französische Komödien von Dramatikern wie Georges Feydeau, Pierre Carlet Chamblet de Marivaux, Pierre Augustin Caron de Beaumarchais, u.a. auch für den deutschsprachigen Raum spielbar.

Nach dreißig Jahren übernahm 1991 Tamás Ferkai für fünf Jahre die Leitung.

Ihm folgte 1996 Peter Pikl, ein langjähriger Porcia-Schauspieler. Er lenkte 19 Jahre lang die Komödienspiele und erweiterte den Spielplan zur modernen Komödie hin. Neben Oscar Wilde und Arthur Schnitzler kamen auch zeitgenössische Stücke zur Uraufführung und neben den Abendstücken wurde auch die Kinderkomödie eingeführt. Pikl war mit Leib und Seele Schauspieler. Er verkörperte unzählige Rollen, führte Regie und holte neue Schauspielerinnen und Schauspieler ins Ensemble nach Spittal an der Drau, das er liebevoll „Familie Porcia“ nannte. So auch seine geistige Tochter Angelica Ladurner, die als Schauspielerin 1996 mit ihm nach Porcia kam und 2015 die künstlerische Leitung übernahm. Im Jänner 2018 starb Peter Pikl nach langjähriger Krankheit.

Ladurner hat ihrer Intendanz den Untertitel „Europas Komödien erleben“ gegeben und als überzeugte Europäerin kämpft sie mit dem Waffen der Komödie für ein offenes Europa, das von Austausch, kultureller Vielfalt und Gemeinsamkeit lebt.

Die Komödienspiele, deren Schauspiel-Truppe sich seit 2015 in alter Tradition wieder Ensemble Porcia nennt, haben jeden Sommer bis zu 20.000 Besucher. Sie sind dem „Theater der Freude“, das Wochinz einst gründete, bis heute verpflichtet. Das Leichte Lachen von Porcia – Theater auf höchstem Niveau.

 


[1] Zitiert aus Günter Schmidauer (Hrsg.): Ein Leben für die Komödie. Herbert Wochinz und das leichte Lachen von Porcia. Verlag Carinthia 2000, S. 51 f.

[2] Zitiert aus Günter Schmidauer (Hrsg.): Ein Leben für die Komödie. Herbert Wochinz und das leichte Lachen von Porcia. Verlag Carinthia 2000, S. 12.