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Schlosskomödie

Die kluge Närrin

Lope de Vega


in einer Neufassung von Angelica Ladurner

Premiere: 09.07.2021

Schloss Porcia, Spittal/Drau

Wer ist klug und wer ist dumm? Und was ist dazwischen? Wo ist Weisheit und welche Sicht auf das Leben ist die richtige? Wenn wir alles ganz eins zu eins nehmen würden, was man uns sagt, dann hielte man uns schnell für dumm oder zumindest seltsam. Wenn wir immer ungeschminkt sagen würden, was wir denken, wären wir schnell draußen aus der sogenannten Gesellschaft. Zwei schöne Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: die eine ganz Verstand und die andere ganz Gefühl – hat sie keinen Verstand? Und natürlich ein Haufen junger Männer, alle Testosteron-gesteuert hinter jedem Weiberrock her, kampfesmutig und in ihrem Heldentum durchaus rührend. Dazu eine Schar skurriler Bedienter, die das Treiben der Reichen lustvoll kommentieren. Das pralle Leben zwischen Fechtkämpfen und Flamenco, voll innerer Glut angefeuert durch das Klatschen und Stampfen der Palmeros. Schneller und immer schneller – getrieben und geworfen im heißen Rhythmus der Gefühle.

BESETZUNG

Mit: Katharina Gerlich, Paul Graf, Günter Gräfenberg, Dominik Kaschke, Ferdinand Kopeinig, Michael Köhler, Günter Lieder, Monika Pallua, Ingo Paulick, Jakob Pinter, Sascia Ronzoni, Volker Wahl, Claudia Waldherr, Niklas Winter 

Regie: Angelica Ladurner

Assistenz: Michaela Stocker, Sara Rauter, Sun Lane

Bühne: Nina Ball

Kostüm: Katia Bottegal

Musik: Ossy Pardeller, Severin Salvenmoser

Choreografie: Josef Borbely 

ERÖFFNUNG

Mit der Premiere am 9. Juli 2021 bespielt das Ensemble der Komödienspiele Porcia ihre 60. Spielzeit. Als Festrednerin spricht die Botschafterin Dr.in Ursula Plassnik.

LOPE DE VEGA

Lope de Vega wird am 6. Dezember 1562 getauft. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und in einem Land, das durch religiöse, gesellschaftliche und machtpolitische Konflikte zerrissen ist.

„Der sich über Jahrhunderte hinziehende Kampf gegen die maurischen Eroberer und Beherrscher der iberischen Halbinsel, der erst mit der Eroberung von Granada 1492 (dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus) zu einem Ende kommt, hält die im übrigen Europa schon längst obsolet gewordenen oder in der Sphäre der gehobenen Unterhaltungsliteratur verbannten Ideale ritterlichen Daseins noch immer am Leben. Wichtig ist nicht das Geld, sondern die Ehre, nicht der Besitz, sondern die Reinheit des Glaubens, nicht der geschäftliche Erfolg, sondern die Askese. Was der Mensch erreicht, ist ohne Bedeutung, solange er sich nur richtig verhält. Als Richtschnur dient der katholische Glaube.“[1]

1573 beginnt Vega sein Studium bei den Jesuiten. 1581 zieht er nach Salamanca, um dort Kirchenrecht zu studieren, ein erstes uneheliches Kind wird geboren und die Mutter des Kindes wird schnell anderweitig verheiratet. Ein Jahr später lernt er Elena Ossorio kennen, aber die Liebe zerbricht, weil ihre Eltern eine bessere Partie für ihre Tochter vorgesehen haben und Vega mittellos ist.

1587/88 wird er das erste Mal wegen Liebesgeschichten und daraus entstandenen „Ehrverletzungen“ verhaftet und für acht Jahre aus Madrid verbannt, doch bevor er noch die Stadt ganz verlassen kann, kommt ihm erneut eine Frau dazwischen: Isabel de Urbina wird schwanger und ihr Vater nimmt die Anzeige gegen Vega nur zurück, weil er in eine Ehe einwilligt – zur Hochzeit kann er allerdings aufgrund der Verbannung selbst nicht erscheinen und muss einen Stellvertreter schicken. Kurz darauf meldet er sich zur Marine und erlebt die historische Vernichtung der spanischen Armada 1588 durch die Engländer – unter der Führung des legendären Seeräubers Sir Francis Drake – selbst mit.

Danach lässt sich Lope de Vega in Valencia nieder und wird dort zum Stadtdichter. In der in Mode kommenden und von Vega mitentwickelten Comedia, in der sich die Grenzen zwischen Komödie und Tragödie vermischen, spiegelt sich auch die gesellschaftliche Vermischung, die endlich einsetzt, wider. Vega möchte „Ein einziges Theater[, das] die Vielschichtigkeit der Gesellschaft und ihres Geschmacks [umfasst und befriedigt]“[2]

1590 wird Lope de Vega zum Hausdichters des Herzogs von Alba.

1591 nimmt er am Kampf gegen die von Frankreich ausgesendeten Hugenotten teil.

1594 stirbt seine Frau Isabel bei der Geburt der zweiten Tochter und kurz darauf sterben auch beide Töchter. Daraufhin bittet Vega 1595 um die Aufhebung seiner Verbannung und kehrt nach Madrid zurück, wo er bald wieder in einen Skandal verwickelt ist und seinen Posten beim Herzog von Alba aufgeben muss. Sein neuer Arbeitgeber ist ein Dominikanerpater. Trotz seiner unendlichen Affären und Skandale, wird Lope de Vega große Verehrung entgegengebracht und eine starke Frömmigkeit zugeschrieben.

Mit einer neuen Geliebten, Micaela de Lujan, zieht er 1600 nach Sevilla und wird auch hier schnell Mittelpunkt des literarischen Lebens der Stadt. Doch Ruhe kehrt nicht in seinem Leben ein: Es folgt eine Zeit von Krankheit und Armut, sodass er sich der großen Zahl der Glücksritter anschließt, die durchs Land ziehen. Auch muss er die Stadt verlassen, weil der Ehemann seiner Geliebten zu Besuch kommt. Als dieser 1603 stirbt, übernimmt Lope de Vega das Sorgerecht für die Kinder von Micaela, sodass er nun für zwei Familien Sorge trägt.

1604 ziehen beide Familien nach Toledo und leben dort, trotz Gerede, in guter Nachbarschaft und Vega findet auch hier schnell einen Mäzen und erlangt großes Ansehen.

1607 stirbt Vegas Geliebte Micaela, was ihn in eine schwere Krise stürzen lässt

1608 wird er Vertrauensmann des Offiziums der Heiligen Inquisition und 1609 Mitglied der „Sklaven des heiligen Sakraments des Oratoriums“

1610 kauft er ein Haus in Madrid und es brechen erstmals ruhigere Zeiten an. Allerdings halten diese nicht lange an: 1611 wird ein Mordanschlag auf Vega verübt – wohl wegen seiner Liebschaften, 1612 stirbt sein Sohn, 1613 seine Frau Doña Juana, worauf Vega sich in die Reisegesellschaft Philipp III. begibt und mit ihr durchs Land zieht.

Philipp III. ist seit 1598 König von Spanien, ein Liebhaber der schönen Künste und des Genusses, denen er sich lieber widmet als den Regierungsgeschäften. Seine Regierungszeit ist geprägt von Korruption, wirtschaftlichem Verfall bis zum Staatsbankrott und schrecklichen Pogromen gegenüber Juden und der maurischen Bevölkerung. Durch die Unsummen, die die Kriege mit England und den Niederlanden verschlingen und die Maurenvertreibung (Juden und Mauren waren die Hauptträger des Handels- und Handwerkssektors) liegt das Land am Boden. „Religion und Königtum, Ehre und Nation sind die Pfeiler dieses Kosmos, nicht Gewerbe, Landwirtschaft und Handel.“[3]

Während seinen Reisen mit der Reisegesellschaft Philipp II. macht Vega die Bekanntschaft mit der Schauspielerin Jerónima de Burgos, die die Taufpatin seines Sohnes wird. Ihr ist La Dama Boba (Die kluge Närrin) gewidmet.

1614 versucht Vega Ordnung in sein Leben zu bringen: Er empfängt die „niedere“ Weihe und wird Kaplan. Sein Beichtvater verweigert ihm jedoch wegen seiner Stücke die Absolution. Trotz Armut ist Vega mittlerweile berühmt.

1616 lernt er seine „letzte große Liebschaft“ kennen: Die verheiratete Doña Marta de Nevares Santoyo (er ist 54, sie 26). Er ist für sie die „Personifikation des freien, ungebundenen Lebens, dass sie selbst nur aus Büchern kennt“. Lope und Marta gehen einen Sorgerechtsstreit mit dem Ex-Ehemann von Marta ein, der als offizieller Vater der 1617 geborenen Tochter eingetragen ist, und gewinnen. Ab dem Zeitpunkt leben sie mit Kindern von drei Frauen friedlich zusammen.

1627 wird Vega durch den Papst zum Doktor der Theologie und damit gleichzeitig zum Mitglied des Ordens der Johanniter von Jerusalem ernannt.

1628 verliert Marta das Augenlicht und demzufolge auch „das der Seele“, was Vega wieder einmal in eine von Armut und Sorgen geprägte Zeit führt. Sechs Jahre später stirbt Marta schließlich. Außerdem brennt seine Tochter durch und sein Sohn verunglückt beim Perlenfischen.

1635 stirbt Lope de Vega nach schwerer Krankheit und seinem letzten Gedicht „Das goldene Zeitalter“.

Lope de Vega ist wohl der bekannteste Dramatiker Spaniens und wird bis heute sehr verehrt. Herbert Wochinz hat bereits in den 60er Jahren Lope de Vega für den deutschsprachigen Raum wiederentdeckt und auch im Spielplan der Komödienspiele war er häufig, mit verschiedensten Stücken vertreten und ein großer Publikumsliebling: Der Kavalier vom Mirakel (1963, 1964, 1973, 1976 und 1989), Der Kavalier von Flandern (1977 und 1978), Liebe auf Spanisch (2004) und auch Die kluge Närrin stand 1991 bereits auf dem Spielplan der Komödienspiele.

 

Text: Veronika Firmenich

Quelle: Norbert Sorg: Lope de Vega. Reihe: Die großen Klassiker. Literatur der Welt in Bildern, Texten, Daten. Bd. 23, Salzburg: Andreas Verlag 1982.

 


[1] Norbert Sorg: Lope de Vega. Reihe: Die großen Klassiker. Literatur der Welt in Bildern, Texten, Daten. Bd. 23, Salzburg: Andreas Verlag 1982, S. 16.

[2] Vgl. Henri Mérimée, nach Sorg, S. 49.

[3] Sorg, S. 13.

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