Ach diese Handys… Eine Plage, nicht wahr? – Oh, Pardon, ich muss nur schnell – ein Anruf! Da noch ein kleiner lieblicher Erinnerungston, dass ich... Ups, Froschgequake-Mail vergessen... – Ach, dieses lustige Foto aus dem... Ja, Hallo… – Eine Plage, nicht wahr!? Es piepst, zirpt, leuchtet, blinkt und ist unersetzlich – alle haben eins, alle brauchen eins und gleich ein neues. Vor Jahren war es noch ein Riesenlacher, wenn in Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ der verzweifelte Satz fiel: „Mein Handy, da ist mein ganzes Leben drin!“ – Das Lachen sollte uns schon lange vergangen sein. Smartphones gehören zu jenen Segnungen der Technik, die uns mit ihren wunderbaren Errungenschaften versklaven. Privatsphäre? – Bei gleichzeitig ungebremster Kommunikationsirrwitzigkeit? Grenzen setzen wäre auch hier schon lange Not-wendend. Aber wer setzt sich schon gerne Grenzen?

Alle Mitglieder unserer Abendgesellschaft, die sich zum gemütlichen Essen trifft, haben keinerlei Geheimnisse und daher auch nichts zu verbergen! Reine Weste! Also kleines harmloses Spiel: Alle legen ihre Handys auf den Tisch und für die Dauer des gemeinsamen Abends jedes SMS, jede Nachricht, jeder Anruf vor allen und mit Lautsprecher und... Plötzlich wird es eng im Raum, Not bricht aus und mit ihr der Erfindungsgeist, der niedere Fluchtinstinkt, die Lügenverstrickung und die Peinlichkeit der Wahrheit. Da kann viel zerbrechen! – Ein geschriebenes Wort bleibt ein geschriebenes Wort – es handelt, und es meint, was es sagt. Auch die noch so kleinen Chats – was übrigens von „schnattern“ kommt – sind Handlungen, die Wirkung haben und Wirkung erzielen wollen – und oftmals dann Gott sei Dank auch im Nachhinein entlarvende Wirkung haben.